Türchen 12

So wird mit Bildrechten abkassiert

Das Wichtigste in Kürze

  • Jeder Fussballspieler hat das Recht, seine Bilder zu vermarkten und mit ihnen Geld zu verdienen. Viele treten dieses Recht allerdings an Agenturen ab, die damit gute Geschäfte machen. Manchmal auch im rechtlichen Graubereich.
  • Der Handel mit den Bildern von Fussballprofis ist lukrativ. Wer Superstars wie Ronaldo oder Messi unter Vertrag hat, verdient Millionen.
  • Auch Bernhard Alpstäg will mit Bildrechten von Spielern handeln. Insbesondere dafür hat er letzten Sommer die Firma BA Sport AG gegründet.

Am 23. November 2020 platzt dem Fussballstar Zlatan Ibrahimović der Kragen. Auf seinem Twitter-Konto postet er: «Wer hat FIFA EA Sport die Erlaubnis gegeben, meinen Namen und mein Gesicht zu verwenden? @FIFPro? Ich bin mir nicht bewusst, dass ich ein Mitglied von FIFPro bin. Und ganz sicher habe ich @FIFAcom oder FIFpro nie erlaubt, mit mir Geld zu verdienen (…) Jemand macht all die Jahre ohne jegliche Vereinbarung Profit mit meinem Namen und Gesicht.» Kein Wunder, hat sich Ibrahimović damals beschwert. Das Problem:  EA SPORTS hatte laut Ibrahimović weder von ihm noch von der AC Milan die Bildrechte erworben. Doch genau diese braucht es, damit man mit seinem Bild Geld verdienen kann.

 

Das Recht am Bild

Nicht nur Fussballer, sondern jeder Mensch hat per Gesetz das Recht am eigenen Bild. Dies bedeutet, dass die abgebildeten Personen in der Regel darüber entscheiden, ob und in welcher Form ein Bild aufgenommen und veröffentlicht werden darf. Aus diesem Grund dürfen Fotos meist nur dann publiziert werden, wenn die darauf Abgebildeten ihr Einverständnis gegeben haben.

Im Profifussball ist es mittlerweile gang und gäbe, dass die Fussballer ihre Bildrechte an professionelle Agenturen abtreten. Somit müssen sie sich nicht selbst um jede Anfrage kümmern. Die Agenturen verhandeln dann beispielsweise mit Vereinen oder Werbepartnern über die Verwendung des Bildes und über das Honorar, das dafür gezahlt werden muss. Der Fussballspieler wiederum wird in der Regel am Erlös beteiligt.

 

Die Agentur von Alpstäg

Auch Bernhard Alpstäg will in diesem Business mitmischen und hat am 30. August die BA Sport AG gegründet. Welchen genauen Zweck diese AG hat, ist im Handelsregister folgendermassen vermerkt: «Die Gesellschaft bezweckt die Erbringung von Beratungs- und Unterstützungsleistungen im Bereich sportliche Aktivitäten, insbesondere den Erwerb, die Verwaltung und die Verwertung von Bildrechten an Sportlern, Profis und Nichtprofis sowie der damit verbundenen digitalen Rechte aller Art.»

 

Der geplatzte Deal

Doch warum kam Alpstäg überhaupt auf Idee, nun auch noch im lukrativen Geschäft mit dem Handel von Bildrechten einsteigen zu wollen? Die Antwort darauf hat einen Namen: Ardon Jashari. Laut der «Luzerner Zeitung» wollte die BA Sport AG bei der letzten Vertragsverlängerung des FCL-Mittelfeldspielers Jashari dessen Bildrechte kaufen. Als Vermittler bei diesem Deal hätte der Agent Giacomo Petralito dienen sollen. Stattdessen verhandelte FCL-Sportchef Remo Meyer allerdings mit Jasharis Berater Agron Krasniqi. Alpstäg ging also leer aus.

Was danach folgte, ist Geschichte: Alpstäg erteilte Krasniqi Stadionverbot und gab in einer Boulevardzeitung ein Wut-Interview. Darin dementierte er, mit der BA Sport AG im Fall Jashari finanzielle Interessen verfolgt zu haben. «Eigentlich soll es mehr wie eine Stiftung sein, die junge Menschen wie Jashari fördert, ihnen mit einer Lehrstelle oder finanziell hilft», sagte er damals.

 

Die Macht der Vermittler

Bernhard Alpstäg, der Wohltäter? Reine Nächstenliebe ist es möglicherweise nicht. Denn wer die Bildrechte an einem Spieler hat, der hat über ihn auch ziemlich viel Macht. «Wenn er die Bildrechte erhalten hätte, hätte jeder Klub, der Jashari kaufen wollte, nochmals mit Alpstägs Firma über die Nutzung der Bilder verhandeln müssen», sagte ein Insider in einem Artikel der LZ.  Denn ohne Bildrechte könne der neue Klub keine Werbung mit Jashari machen, ihn nicht mal aufs Teamfoto nehmen. «Alpstäg hätte mitverdient oder wenn nicht genug bezahlt worden wäre, den Transfer verhindern können.»

Tatsächlich kommt es immer wieder vor, dass Transfers aufgrund von Bildrechten nicht zustande kommen. Ein jüngstes Paradebeispiel dafür ist Kylian Mbappé. Im Mai dieses Jahres zeigte Real Madrid Interesse am französischen Superstar. Doch der Wechsel zu Real Madrid war laut Medienberichten am Übertrag der Bildrechte gescheitert. Demnach verlangte Mbappé, 100 Prozent seiner persönlichen Bildrechte zu behalten. Real Madrid hingegen wollte lediglich einer 50:50-Regelung zustimmen.

Wie wichtig Mbappé seine Bildrechte sind, zeigte er auch bei einem Fototermin für die Nationalmannschaft. Mbappé weigerte sich, sich ablichten zu lassen. Kurze Zeit später begründete er diese Entscheidung in einem Statement: «Ich habe entschieden, nicht an der am Dienstag geplanten Fotosession mit dem französischen Team teilzunehmen, nachdem sich der Verband geweigert hat, die Vereinbarung über die Bildrechte der Spieler zu ändern.»

 

Ein undurchsichtiges Geschäft

Dass sich Spieler und Vereine dermassen verbissen um die Bildrechte streiten, hat damit zu tun, dass es dabei um Millionen geht. Laut der «Süddeutschen Zeitung» verdienen Lionel Messi und Cristiano Ronaldo mit ihren Gesichtern und hoch dotierten Sponsorenverträgen pro Jahr je 35 Millionen Euro. Und wo so viel Geld im Spiel ist, da tummeln sich auch zwielichtige Gestalten.

Wie investigative Recherchen und die Berichterstattung über die so genannten «Panama Papers» zeigten, werden die Rechte nicht selten über Briefkastenfirmen in Steueroasen veräussert. Die Werbeeinnahmen fliessen dann zurück in diese Offshore-Finanzplätze, wo kaum oder gar keine Steuern anfallen.

Zwei Dutzend aktuelle und ehemalige Weltklassefussballer haben sich laut der «Süddeutschen Zeitung» in den geleakten Dokumenten der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca gefunden – darunter auch Lionel Messi. Die meisten Spieler haben offenbar über Offshore-Firmen mit ihren Bildrechten gehandelt.

Man darf gespannt sein, welche Spieler die BA Sport AG in Zukunft unter Vertrag nehmen wird. Und vor allem, ob sie dann bei den Verhandlungen über die Bildrechte, wie von Alpstäg öffentlich verkündet, als Wohltäterin auftreten wird.


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