• Bernhard Alpstäg platziert seine verbalen Rundumschläge gerne in den nationalen Boulevardmedien.
• Walter Stierli hingegen nutzte vor allem die Luzerner Zeitung (früher NLZ) als (unkritisches) Sprachrohr.
• Eine Medienkritik und ein Erklärungsversuch.
Der Blick-Journalist Stefan Kreis steht irgendwie am Anfang und am Ende dieser Geschichte. Am Anfang, weil er im Jahr 2011 den langen Arm des damaligen FCL-Präsidenten Walter Stierli in die Redaktion der Neuen Luzerner Zeitung (NLZ) am eigenen Leib spürt und seinen Job als FCL-Reporter verliert. Und am Ende, weil er im Herbst 2022 mit am Tisch sitzt, als Bernhard Alpstäg im Blick zu seinem letzten Rundumschlag ansetzt [1].
Dies ist eine kleine Medienkritik und ein Erklärungsversuch, warum Walter Stierli während seines FCL-Engagements die Nähe zu den lokalen Medien, allen voran zur Neuen Luzerner Zeitung, sucht und warum Bernhard Alpstäg seinen Rotz lieber beim nationalen Boulevard platziert.
Die NLZ hofiert Stierli
Im Jahr 2005 wird Walter Stierli Präsident des FC Luzern. In der NLZ portiert ihn Chefredaktor Thomas Bornhauser bereits Monate zuvor mit folgenden Worten: «Eigentlich hat der Mann schon fast Idealprofil: Im Herzen ist Walter Stierli ein Fussballer. Im Alltag aber ist er seit langem Businessman.» [2] Stierli weiss: Wenn der FCL zeitnah ein Stadion bauen will, ist er auf die Unterstützung der NLZ angewiesen. Am Projekt darf keine Kritik aufkommen. Darum sucht er die Nähe zu Bornhauser, der Typen wie Stierli mag: Stierli ist ein Geschäftsmann, ein so genannter Macher, der sein Geld selbst erarbeitet hat.
Als Stierli 2012 abtritt, schreibt Bornhauser: «Walter Stierli ist der Baumeister in dieser atemberaubenden Vereinsgeschichte. Er ist – auch ohne Meister- oder Cup-Pokal – der erfolgreichste Präsident in der wechselvollen Geschichte des FC Luzern.» [3] In Stierlis siebenjähriger Amtszeit hat sich tatsächlich viel getan: Der FCL ist 2006 aufgestiegen, stand 2007 im Cupfinal und hat 2011 das neue Stadion bezogen. Doch Stierli verpasst seinen Abgang und eckt von Jahr zu Jahr mehr an. Aus dem Stadionbauer ist ein Sonnenkönig geworden. Aufmüpfige Trainer werden kaltgestellt, mit einem Fahnenverbot bringt er viele Fans gegen sich auf. Der Blick bezeichnet ihn 2011 als schlechtesten Präsidenten der Super League [4], der Zirkus Stierli ist geboren [5]. Doch in der NLZ findet sich kein kritisches Wort über Stierli.
Bornhauser flucht schon mal
Thomas Bornhauser leitet die Redaktion der NLZ von 1993 bis 2016. Einflüsse von aussen auf seine Redaktion erstickt er immer im Keim. Unabhängigkeit ist seine «wichtigste Maxime». Doch bei Walter Stierli, von dem er auch mal zum Essen eingeladen wird [6], scheint er seine Prinzipien über den Haufen zu werfen. Bornhauser, in jungen Jahren ein durchaus talentierter Torhüter, ist grosser FCL-Fan, wie er 2013 der Zeitung «Der Sonntag» bestätigt [7]: «Ich bin Fussball-Fan und als Innerschweizer natürlich FCL-Fan. Da kann ich auf der Tribüne schon mal fluchen oder Bravo rufen.» Im Presidents Club des neuen Stadions fällt er schnell als Hitzkopf auf. Nach Niederlagen fährt er zuweilen in den Maihof, um die Berichterstattung noch zu dirigieren, erzählt uns ein ehemaliger Angestellter.
Im Sommer 2011 wird dem NLZ-Sportchef Andreas Ineichen wider Willen Reporter Daniel Wyrsch als FCL-Berichterstatter vor die Nase gesetzt. Dem Journalisten Stefan Kreis wird nach keinen zwei Jahren auf der Redaktion gekündigt. Rund um den FCL galt er als kritischer, zuweilen frecher Reporter mit einem Hang zum Boulevard. War er zu kritisch? Zu frech? Hat Walter Stierli seine Kündigung veranlasst? So spekulieren zumindest die «Sonntagszeitung» [8] und «Der Sonntag». Bornhauser: «Weder beim FC Luzern noch anderswo bestimmen Akteure, wer bei der Zeitung worüber und wie berichtet.» Über sein Verhältnis zu Walter Stierli sagt er: «Wir kennen uns seit vielen Jahren. Er ist Unternehmer und FCL-Exponent, ich bin Journalist.» Das Gerücht, dass Walter Stierli seinen direkten Draht zur Chefredaktion nutzt, um unliebsame Reporter vom FCL abzuziehen, hält sich bis heute.
Martinu spürt den Puls
Im Jahr 2016 ist Bornhausers Zeit als NLZ-Chefredaktor zu Ende. Sein Nachfolger ist Jérôme Martinu. Dieser fährt in puncto Fankultur (alles Chaoten) zwar die selbe harte Linie wie Bornhauser, ist aber ein ganz anderer Typ: ein volksnaher Krienser, der in der Regel mit dem Velo quer durch die Stadt zur Arbeit in den Maihof fährt. Während Bornhauser die Öffentlichkeit eher meidet und im anonymen Zug wohnt, zeigt sich Martinu gerne an der Fasnacht und engagiert sich in der Maskenliebhabergesellschaft, in der sich das Luzerner Bürgertum tummelt. Während Bornhauser auf ein paar wenige Einflüsterer hört, hat Martinu ein offenes Ohr für verschiedene Meinungen, er hat ein Gespür für den Puls der Bevölkerung. 2019 stellt er sich im Aktionärsstreit auf die Seite von Hans Schmid, Marco Sieber und Samih Sawiris [9].
Alpstäg poltert bei Wettstein
Bernhard Alpstäg hat sich zu dieser Zeit längst von der NLZ abgewendet und beim Blick seinen Hofjournalisten gefunden: Michel Wettstein, ehemaliger Sockenimporteur und Big-Brother-Teilnehmer. Mit ihm plaudert und poltert er beim Coiffeur [10], im Auto oder auf dem Uetliberg [11]. Wettstein, mit Kamera und Mikrofon bewaffnet, fällt in den Mixed-Zonen der Schweizer Fussballstadien vor allem mit seinen unverschämten Fragen auf. Seine dummen Sprüche sorgen für Lacher. Auch bei Bernhard Alpstäg. 2019 wechselt Wettstein zu «nau.ch», wo das Niveau noch tiefer ist. Und 2022 lässt er sich von Alpstäg instrumentalisieren, indem er die Mär des Spielerberaters Sedat Duraki verbreitet und mithilft, die Glaubwürdigkeit von FCL-Sportchef Remo Meyer zu untergraben [12]. Doch die ganz grosse Bühne ist «nau.ch» halt nicht. Darum landet Alpstäg mit seinem Rundumschlag im Oktober 2022 wieder beim Blick, wo man sich ob all der haltlosen Anschuldigungen natürlich die Hände reibt und sich über viele Klicks freut. Wenn die Lokalpresse Partei gegen Alpstäg bezieht, stellt sich der Blick dezidiert auf Alpstägs Seite – in der Hoffnung, dass er noch jahrelang Schlagzeilen liefern wird. Schreihälse wie Alpstäg oder Constantin sind das Lebenselixier des Boulevards. Bestes Beispiel ist der Artikel im Blick vom 13. September 2013: «Puff im Schweizer Fussball – FCL-Alpstaeg will Go-Go-Girls.»
Das berühmte Interview (2. Oktober 2022) erscheint nicht zufällig im Blick. Es ist ein Zeichen von Alpstäg: Ich spreche mit der nationalen Journaille und bin nicht auf das Lokalblatt angewiesen.
Was sagt uns diese Geschichte nun? Sowohl Walter Stierli als auch Bernhard Alpstäg instrumentalisieren Medien, um ihre Ziele zu erreichen. Mit einem Unterschied: Stierli begeisterte sich echt für den Fussball und interessierte sich ehrlich für den FCL. Alpstäg hingegen geht es nur um Macht und Geld. Die FCL-Fans, die DNA unseres Vereins, sind ihm scheissegal.
[1] https://www.blick.ch/sport/fussball/superleague/besitzer-alpstaeg-rechnet-mit-fcl-fuehrung-ab-wolf-und-meyer-muessen-lernen-zu-arbeiten-id17926791.html
[2] Mut und Köpfchen für eine Vision – NLZ (31.08.2005)
[3] Grosse Schuhe – NLZ (19.04.2012)
[4] Der schlechteste Boss der Liga – SonntagsBlick (24.04.2011)
[5]Fans veräppeln Stierli – Blick (08.03.2012)
[6] Cüpli sind nicht alles – NLZ (22.04.2012)
[7] Schlafender Löwe oder Provinzklub? Der Sonntag (17.02.2013)
[8] Direkte Sprache und eine dicke Haut – SonntagsZeitung (04.11.2012)
[9] https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/luzern/fc-luzern-holding-ag-ruecktritt-von-verwaltungsraeten-sawiris-schmid-sieber-und-alpstaeg-ld.1162669
[10] FCL-Polteri Bernhard Alpstäg: «Ich lasse mir den Mund nicht verbieten» – Blick (13.04.2013)
[11] https://www.nau.ch/sport/fussball/exklusiv-fcl-boss-bernhard-alpstaeg-bricht-sein-schweigen-65661373
[12] https://www.nau.ch/sport/fussball/fc-luzern-darum-sind-die-tage-von-fcl-sportchef-remo-meyer-gezahlt-66277394