Türchen 3

Für 500’000 Franken zur FCL-Mehrheit

Das Wichtigste in Kürze

  • Bernhard Traugott Alpstäg bezahlte 2015 für Walter Stierlis Aktienpaket 500’000 Franken und sicherte sich dadurch die Mehrheit an der FCL Holding AG.
  • Dieser Deal brachte den während Jahren schwelenden Aktionärsstreit ins Rollen.
  • Bei seinem Ausstieg hat sich Walter Stierli sein Engagement vergolden lassen.

Lange Jahre ist Walter Stierli die prägende Figur beim FCL: Im Frühherbst 2005 ruft er die spätere FCL Holding AG ins Leben, nur wenige Wochen später folgt die Tochtergesellschaft FC Luzern-Innerschweiz AG. Gleich bei der Gründung übernimmt er sämtliche Aktien der FCL Holding AG.

Schon bald überträgt er ein erstes Paket von 26 % an Bernhard Alpstäg, seinem Mitstreiter der ersten Stunde. Mit ihm schliesst Stierli einen Deal ab: 49 der bei ihm verbleibenden 74 % darf Stierli frei verkaufen. Doch die Mehrheit von 51 % (Alpstaegs 26 % und Stierlis 25 %), die muss in ihren Händen bleiben. So steht es im Aktionärsbindungsvertrag, den die beiden am 7. Juli 2010 abschliessen.

Gesagt, getan: Ab 2010 und dem nahenden Bezug des neuen Stadions holt Stierli Schritt für Schritt weitere Aktionäre ins Boot. Der Reihe nach werden die folgenden Unternehmer Mitinhaber der FCL Holding AG und somit des FC Luzern: Marco Sieber (10 %), Samih Sawiris (12,5 %), Hans Schmid (10 %), Fredy Flükiger und Ruedi Gillmann (gemeinsam 6,5 %) sowie Josef Bieri (10 %). Ab 2014 verbleiben im Portfolio von Walter Stierli somit noch 25 % aller Holding-Aktien. Die Verkäufe spülen der FCL Holding einen zweistelligen Millionenbetrag in die Kasse.

Wie gewonnen, so zerronnen

Doch angesichts der Defizite, die der FCL schreibt, zerrinnt das eingenommene Geld stetig: 2014 ist das Polster, das der Verkauf von 49 % eingebracht hat, langsam aufgebraucht. Sanierungsbeiträge kündigen sich an. Denn die Aktionäre haben vereinbart, allfällige Defizite gemeinsam im Verhältnis ihrer Beteiligung zu decken.

Da Walter Stierli 25 % hält, hätte er einen Viertel des Defizits zu tragen. Diese trüben Aussichten scheinen ihn nervös werden zu lassen. Gut drei Jahre nach dem Bezug des neuen Stadions, im Oktober 2014, kündigt Walter Stierli seinen Rückzug an: «Ich trete Ende Jahr aus dem Verwaltungsrat der Holding aus.» Dass er sich schon bald auch von seiner 25 %-Beteiligung trennen wird, sagte er damals noch nicht öffentlich.

Am 15. Januar 2015 richtet Walter Stierli eine Erklärung an seine Verwaltungsratskollegen der FCL Holding AG. Darin orientiert er diese nicht nur über seinen Rücktritt aus dem VR, sondern bringt ihnen auch zur Kenntnis, dass er sein Paket von 25’000 Namenaktien (entsprechend 25 % aller Holding-Aktien) zum Preis von 500’000 Franken an Bernhard Alpstäg verkauft hat.

Unter dem Titel «Entflechtung des finanziellen Engagements» präsentiert Stierli seinen VR-Kollegen darüber hinaus noch seine persönliche Schlussabrechnung: Neben den 500’000 Franken, die Alpstäg ihm für die Aktien bezahlt, will Stierli noch zusätzliche 400’000 Franken von der Holding. Wofür, bleibt unklar. Garniert wird die Abrechnung mit der Forderung nach vier Plätzen auf Lebenszeit im President’s Club, der exklusiven Teppichetage im 3. Stock der Allmend. Normalsterbliche bezahlen für einen solchen Platz aktuell 10’000 Franken pro Saison.

Ehrenamt mit besseren Spesen

500’000.- für die Aktien plus 400’000.- pauschal sowie 40’000.- jährlich. Der heutige Ehrenpräsident will sich sein FCL-Engagement mit rund einer Million Franken vergüten lassen. Mit der Vergoldung seiner Leistungen verliert er das Label «ehrenamtlich» nach unserer Meinung endgültig. In der Öffentlichkeit sonnt er sich allerdings weiter als Wohltäter. Gegenüber Zentralplus sagt er 2017: «Ich war ehrenamtlicher Präsident. Ich hatte keinen Lohn, nichts.» Für sein Aktienpaket verlange er «eine bessere Spesenentschädigung».

 

 

Zahlen nennt er mit gutem Grund nicht. «Der Verkaufspreis darf nicht publiziert werden», steht in der Erklärung von Walter Stierli. Wohlwissend, dass dieser Deal bei der Basis nur bedingt auf Wohlwollen oder auch nur schon Verständnis treffen wird. Die Info bleibt unter dem Deckel. Bis ins Jahr 2022.

 

Neckisches Detail am Rande: Ausgeheckt wurde Stierlis Ausstieg am Matthofstrand 8 in Luzern. Dies ist die Geschäftsadresse von Philipp Studhalter, dem heutigen Präsidenten der Swiss Football League. Zur Zeit der Geschehnisse wirkte Studhalter noch als Anwalt von Bernhard Alpstäg. Im Sommer 2015 steigt er in den Verwaltungsrat der Holding auf und übernimmt gleich das Präsidium – den VR-Sitz von Walter Stierli, der auf diesen Termin hin effektiv zurücktritt.

Dem FCL macht er damit keinen Gefallen. Denn Stierlis Verkaufsabsicht an Alpstäg sorgt bei den übrigen Aktionären gehörig für Aufruhr: Sie fühlen sich von Stierli und Alpstäg hintergangen. Denn sie sind der Meinung, der zwischen allen Aktionären geschlossene Aktionärsbindungsvertrag sehe ein Vorkaufsrecht aller Aktionäre vor. Entsprechend finden sie, dass Walter Stierli seine Aktien anteilig an alle Aktionäre hätte verkaufen müssen. Der Verkauf des 25 %-Anteils an Bernhard Alpstäg unter Umgehung aller anderen Aktionäre ist der endgültige Startschuss für den Aktionärsstreit, welcher den FCL über sechs Jahre begleiten wird.

Aktienkaufvertrag

Erklärung Walter Stierli


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