Türchen 6

Feindliche Übernahme mit List und Tücke

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit einem unsauberen Manöver reisst sich Bernhard Alpstäg 2019 das Stadion unter den Nagel.
  • Er erwirbt die Aktien nicht unter eigenem Namen, sondern gut getarnt mit Hilfe der Antoga AG, die er kurz zuvor von Anton Eberli übernommen hat.
  • Die doppelte Machtfülle von Bernhard Alpstäg – sowohl als Mehrheitsaktionär der FCL Holding AG als auch der Stadion Luzern AG – ist ein grosses Problem für den FCL und gehört konsequent zerschlagen.

Diese Frage habt ihr euch sicher auch schon gestellt: Wie um Himmels willen ist es möglich, dass sich Bernhard Alpstäg als höchst umstrittener Mehrheitsaktionär der FCL Holding AG auch noch die Mehrheit an der Stadion Luzern AG sichern konnte – und es somit zu einer doppelt unheilvollen Machtkonzentration beim FCL kam?

 

Eindeutiger politischer Wille

Eine überaus berechtigte Frage, denn als vor über 15 Jahren das Holding-Konstrukt rund um den FCL und das neue Stadion entworfen wurden, war der politische Wille eindeutig: Der FCL bzw. FCL-nahe Kreise dürfen an der Stadion Luzern AG niemals mehrheitsbeteiligt sein. Dies nicht zuletzt deshalb, «weil das Profifussballgeschäft nicht gerade ein Geschäftszweig ist, der sich durch besondere Seriosität auszeichnet», wie es Hans Stutz von den Grünen damals im Grossen Stadtrat ausdrückte.

Als sich dennoch abzeichnete, dass die Stadion Luzern AG zunehmend von FCL-Exponenten dominiert werden könnte, kam es im Grossen Stadtrat zu politischen Vorstössen. Doch Baudirektor Kurt Bieder wiegelte ab: Wenn es zur Veräusserung eines Aktienpakets kommen sollte, hätte die Stadt ein Vorkaufsrecht und könne so jederzeit intervenieren. Somit habe die Stadt die ihr obliegenden Sorgfaltspflichten wahrgenommen und sowohl juristisch als auch vertragsmässig sichergestellt, dass der FCL und FCL-nahe Kreise nie die Mehrheit am Stadion haben würden.

 

Die Stadt hat keine Lust

Aber eben: Worte von Politikern sind das eine, ihre Taten das andere. 2019 verzichtete die Stadt jedenfalls darauf, von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen. Es gebe keinen Grund für die Stadt, Miteigentümerin des Stadions zu werden, sagte Stadtpräsident Beat Züsli. Zumal aus Sicht der Stadt nichts gegen Bernhard Alpstäg als Mehrheitsaktionär der Stadion Luzern AG spräche, sei dieser doch eine in Luzern bestens bekannte Persönlichkeit. Ist es Blauäugigkeit oder pures Desinteresse an den Geschehnissen rund um den FC Luzern, die den Stadtpräsidenten zu diesen Worten bewog? Man weiss es nicht. Sehr wahrscheinlich ist die Stadt einfach heilfroh, nichts mit dem Betrieb und dem Unterhalt eines risikobehafteten Stadions zu tun zu haben und wird den Teufel tun, daran in naher oder ferner Zukunft etwas zu ändern.

Und so kam es, dass Bernhard Alpstäg 2019 das 60-Prozent-Aktienpaket der Eberli AG übernehmen konnte. Dies – wen wundert es – am Wissen und Willen seiner damaligen Holding-Mitaktionäre vorbei. Tricksereien, eine unsaubere Kommunikation und eine eigenwillige Interpretation des bestehenden Baurechtsvertrags gehörten bei diesem Deal zu Alpstägs treusten Komplizen.

 

Gut getarnt abgesahnt

Beispiel gefällig? Den Kauf seiner Aktien wickelte Alpstäg nicht unter seinem Namen ab, er benutzte dafür die von ihm kontrollierte Antoga AG. Das Bauernschlaue daran: Die Antoga AG wurde 2018 von Anton und Gabriela Eberli gegründet. Also unter anderem vom ehemaligen Präsidenten der Eberli AG, der Besitzerin des Stadion-Aktienpakets, auf das Alpstäg scharf war. Was für ein Zufall aber auch. Als Zweck der Gesellschaft wurde der Erwerb, das Halten und Verkaufen von Beteiligungen an Unternehmen und Gesellschaften jeglicher Art angegeben. Ein knappes Jahr später schieden die beiden Eberlis bereits wieder aus. Bernhard Alpstäg war sofort zur Stelle, übernahm die Antoga AG – und nutzte sie postwendend, um gut getarnt Mehrheitsaktionär der Stadion Luzern AG zu werden. Ein raffinierter, weit voraus geplanter Schachzug mit gelungener Camouflage, das muss man neidlos anerkennen.

 

Blumig argumentiert ist halb gewonnen

Fantasievoll bis abenteuerlich ist auch die Auslegung des bestehenden Baurechtsvertrags, mit der die Eberli Generalunternehmung den Verkauf ihres Aktienpakets an Alpstäg zu legitimieren versuchte. Denn der Baurechtsvertrag sieht nicht nur ein primäres Vorkaufsrecht für die Stadt vor, sondern nachfolgend auch eines für die übrigen Aktionäre der Stadion Luzern AG. Nach Ansicht der um ihre Verkaufschance geprellten Holding-Mitaktionäre von Alpstäg hätte das Eberli-Aktienpaket deshalb zwingend der FCL Holding AG angeboten werden müssen – und nicht Bernhard Alpstäg alleine. Es ist eine Freude zu lesen, wie die Eberli Generalunternehmung in einem Brief an den FC Luzern mit gewiefter juristischer ʹProsaʹ die Privatperson Bernhard Alpstäg zum legitimen alleinigen Repräsentanten der FCL Holding AG erklärt. Das muss man sich erst mal trauen.

 

Gefährliche Machtfülle

Neu besitzt Alpstäg nun also über die Antoga AG 60 % der Aktien der Stadion Luzern AG. Die restlichen 40 % hält die FCL Holding AG. Da Alpstäg auch Mehrheitsaktionär ebendieser Holding ist, gehört das Stadion nun faktisch ihm.

Diese Machtfülle ist für den FC Luzern gleich in zweifacher Hinsicht eine Gefahr. Zum einen hat Bernhard Alpstäg nun ein zusätzliches Druckmittel, um seine Interessen durchzusetzen. Denn es ist die Stadion Luzern AG, die beispielsweise den Mietzins bestimmt, die der FCL für die Benutzung des Stadions zahlen muss. Zum andern verfügt Alpstäg durch seine doppelte Mehrheit an der Holding und am Stadion nun über ein höchst attraktives Gesamtpaket für einen allfälligen Verkauf an ausländische Investoren. Nur Hirngespinste? Die enge zeitliche Abfolge von der Übernahme der Stadion-Mehrheit und dem Beginn von Übernahmeverhandlungen mit dem AC Milan lässt einen als FCL-Fan jedenfalls leer schlucken.

Deshalb gilt umso mehr: Vertrauen in einzelne Aktionäre mag vielleicht ab und zu gut sein, die Zerschlagung des Mehrheitsaktionär-Modells, sowohl bei der Holding als auch bei der Stadion Luzern AG, ist auf jeden Fall besser!

Diesen ʹRatschlagʹ sollten sich übrigens auch die Krienser Kollegen von der Pilatus-Arena beherzigen – handelt es sich bei diesem Projekt doch um eine ebenfalls von der Eberli AG initiierte Beinahe-Kopie des Luzerner Stadion-Projekts, einfach mit noch höherem Hochhaus (hoffentlich auch, der grossen Schwester muss man als Nachwuchsstadt doch auch mal Zunge und Zähne zeigen…) Und behaltet die Besitzverhältnisse bezüglich der neuen Sporthalle Tag und Nacht im Auge … Seid wachsam wie weiland Tell, wenn Aktienpakete plötzlich gut getarnt die Hände wechseln. Nicht, dass ein Mehrheitsaktionär in 15 Jahren dann plötzlich euer schönes Vorzeige-Projekt an einen amerikanischen Hedgefonds verscherbelt und damit Gesslers Hut einmal mehr auf einer hohen Stange Geld thront.


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